Abend der Begegnung - Abschlussbericht

An der Grenze - mittendrin

Fremd sein, Heimat finden – Ein Abend der Begegnung im wahrsten Sinne des Wortes

Die in Neckarsteinach beheimatete Flüchtlingsinitiative An der Grenze mittendrin hatte gemeinsam mit dem Ortsbeirat Darsberg sowie der Neuapostolischen Kirchengemeinde Darsberg zu einem Abend der Begegnung in das Dorfgemeinschaftshaus Darsberg eingeladen. Und mehr als 50 Interessierte aus allen Stadtteilen sowie der Kernstadt sind der Einladung gefolgt. Und es wären noch weit mehr gekommen, hätte die Teilnehmerzahl aus organisatorischen Gründen vorab nicht begrenzt werden müssen.

Im Mittelpunkt des Abends standen nicht die Veranstalter selbst, sondern die in der Asylbewerberunterkunft Neckarhausen untergebrachten jungen Männer aus Eritrea und Somalia, aber auch dem Iran und Syrien. Analog dem Konzept der Flüchtlingsarbeit vor Ort, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, wurde der Abend nicht für sie, sondern im Wechselspiel der Kulturen aktiv mit ihnen gestaltet. Ob alkoholfreier afrikanischer Cocktail oder Darsberger Sekt zum Empfang. Ob eriträische, somalische, persische Speisen oder deutsche Grillspezialitäten und Salate. Ob persischer Tee oder Neckarsteinacher Dessert und Neckarhausener Waffeln. Gekocht und gegrillt wurde gemeinsam vor Ort, aber national eigenständig organisiert und zubereitet. Einheit in Vielfalt. Jeder leistete seinen Beitrag zu einem im wahrsten Sinne des Wortes Völker und Kulturen verbindenden Abend. In non-verbaler Weise unterstützt durch die Tischdekoration (Sand, Steine, bunte Bänder, heimische Gartenblumen) als Sinnbild individueller Schicksale, zwischenmenschlicher Verbundenheit aber auch der Hoffnung.

Der kulturellen Vielfalt wurde beim Abend der Begegnung in Darsberg nicht nur im Rahmen der Speisenfolge Genüge getan. Auch das Informative als auch Künstlerische kam nicht zu kurz. So brachte ein auf Grundlage der Arbeit mit den Flüchtlingen erstellter Kultur(en)vergleich Eritrea, Somalia, Deutschland Erstaunliches zu Tage. Bei insgesamt sieben Übereinstimmungen und lediglich drei Unterschieden wurde deutlich, dass uns mehr verbindet als letztlich trennt. Zuvor wurden die jeweiligen Heimatländer, multimedial unterstützt, durch einen Vertreter der jeweiligen Nation in deutscher Sprache vorgestellt. Beachtlich für alle hierbei, welchen Erfolg der durch die Flüchtlingsinitiative angebotene Deutschunterricht in der Kürze der Zeit hervorgebracht hat. Umrahmt wurde der offizielle Teil des Abends durch künstlerische Beiträge zur Thematik Fremd sein – Heimat finden in der Auswahl und Vortrag von Frau Yvonne Weber. Der frenetische Beifall der Anwesenden hierbei sprach für sich. Was bleibt ist ein herzliches Dankeschön an Yvonne Weber für die erfrischende, auch an das eigene Ich appellierende Bereicherung des Abends.

Nichts wurde beim Abend der Begegnung dem Zufall überlassen. Auch der 9. Mai 2015 als Datum der Veranstaltung war bewusst gewählt. Als konsequente Fortsetzung der Friedensbotschaft der zentralen Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages in Darsberg im letzten Jahr nahezu auf den Tag genau 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Auch hier war eine große Anzahl an Flüchtlingen zu beklagen. Auch hier galt das Motto der Veranstaltung Fremd sein – Heimat finden ungebrochen. Damals eine rein deutsche Aufgabe, in einer globalisierten Welt wie der heutigen eine weltweite, auch Europa betreffende Herausforderung. Global denken ist jedoch keine Frage einer wie auch immer gearteten Metaebene, sondern impliziert immer den direkten Bezug zu einem lokalen Handeln. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unseren Bürgermeister Herold Pfeifer, der ohne zu zögern die Schirmherrschaft des Abends übernommen hat. Dank gebührt auch Herrn Stadtverordnetenvorsteher Ralf Kern für die durch seine Teilnahme zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung der auch im Interesse der Stadt Neckarsteinach vor Ort ehrenamtlich geleisteten Flüchtlingsarbeit. Erwähnt sei an dieser Stelle, dass die Stadt Neckarsteinach im Bereich des städtischen Bauhofes Praktikantenstellen für Asylsuchende vorhält.

Das Ziel der Veranstaltung, Auslöser wie auch Wegbereiter (Trigger) weiterer Begegnungen vielfältigster Art zu sein, wurde erreicht. Nicht zuletzt auch als Folge des Abends der Begegnung ist der Tatbestand grenzüberschreitender Flüchtlingsströme in das Bewusstsein von immer mehr Menschen auch vor Ort gerückt. Vielerorts ist man im Gespräch miteinander. Als Ausdruck einer dem Gebot der Nächstenliebe verpflichteten Willkommenskultur sowie gelebter Solidarität müssen den Worten letztlich auch Taten und tragfähige Konzepte folgen. Gefragt hierbei ist nicht ein partikularer unkoordinierter Aktionismus, sondern eine konsequente Fortsetzung der durch die Flüchtlingsinitiative An der Grenze mittendrin begonnenen Arbeit. Politik, Kirchen, Vereine, ein Jeder ist gefordert um das Ziel einer alle Dimensionen des täglichen Lebens umfassenden Integration der Flüchtlinge auch vor Ort zu erreichen. Es gibt (noch) viel zu tun, packen wir es gemeinsam an. Die Historie lehrt uns, das Ziel ist erreichbar. Auch, oder gerade in Deutschland!

Für das Organisationsteam
Ralf Edelmann & Gerda Emmerich

 

Nachstehend der auf der Homepage der Flüchtlingsinitiative An der Grenze mittendrin  (www.andergrenzemittendrin.wordpress.com) zum Abend der Begegnung in Darsberg veröffentlichte Artikel:

 

Begegnungsabend in Darsberg war ein voller Erfolg

Am Anfang dachten wir, wenn um die 20 Bürger an dem Abend teilnehmen würde, dann wäre es schön. Der Ansturm im Nachhinein überwältigte uns. Wir mussten sogar leider einigen Interessenten absagen, weil wir keinen Platz mehr hatten. Es war ein toller Abend mit 55 Teilnehmern. Die jungen Männer aus Neckarhausen hatten den Abend prima vorbereitet und viel Spaß beim Kochen gehabt. Das Buffet war überwältigend durch all die mitgebrachten Speisen und an den Tischen wurden rege Gespräche geführt. Die ausgewählten Texte von Yvonne Weber und die Grußworte von Herold Pfeifer rundeten das Programm des Abends ab, zu dem Texte von Yvonne Weber, Länderpräsentationen mit typischer Musik und ein Ländervergleich gehörten. Fremd sein und Heimat finden, dies Thema brachte Yvonne Weber in ihrer Auswahl an Texten auf den Punkt. Heimat finden funktioniert nur, wenn der „Fremde“ und der „Heimische“ aufeinander zugehen. Herold Pfeifer sprach davon, dass hier zum Glück nur sein Magen brennt (Anm.: Die Speisen aus Eritrea und Somalia waren sehr würzig) und nicht die Hütten, wie in manch anderen Regionen.

Wir möchten auch Danke sagen: Wir danken allen fleißigen Händen, die Speisen vorbereitet und mitgebracht und Waffeln an dem Abend gebacken haben, sich um die Technik gekümmert haben, beim Auf- Abbau und Abwasch geholfen haben und vieles mehr. Erst dadurch ist dieser Abend wunderbar geworden. Ein besonderer Dank gilt Ralf Edelmann und Holger Ludwig in Vertretung für den Ortsbeirat in Darsberg und der Gerda Emmerich sowie Heinz-Bernd Gramlich für die Neuapostolische Kirche, durch die dieser Abend erst zustande gekommen ist und die sich viel Zeit genommen haben, um diesen Abend der Begegnung zu einem denkwürdigen Abend werden zu lassen. An Herold Pfeifer und Yvonne Weber für ihre treffenden Worte. Vielen Dank an Sie alle, die Sie an diesem Abend teilgenommen haben und damit einmal mehr den jungen Männern aus Somalia, Eritrea, dem Iran und Syrien gezeigt haben: „Ihr seid willkommen. Wir freuen uns über euch.“

Besonders stolz sind wir auf unsere jungen Männer. Sie haben ihre Länderpräsentationen selbst vorbereitet und an dem Abend in Deutsch gehalten. Sie standen stundenlang in der Küche um die Speisen ihrer Länder vorzubereiten. Jungs, ihr wart klasse und den Applaus habt ihr euch verdient für euren Mut und euren Einsatz. Sharmarke, Ali, Jossi, Mekere, Adhanom, Biniam, Mahamud, Amir, Tesfit, Mekere, Habakur, Sandrias, Desbele, Mamud und Temesgen, es ist eine Freude euch zu kennen.

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